
bani welt
BANI what?
Denkmodell zur Erklärung des
anhaltenden Chaos in unserer Umwelt
Auch wenn die VUCA Welt für viele Menschen neu scheint, so begleitet uns das dahinterliegende Konzept bereits seit vielen Jahren, basieren doch alle agilen und selbstorganisierten Handlungslogiken auf diesem Akronym.
Jetzt stehen wir, nicht zuletzt durch die Corona-Situation getrieben, vor einer Welt, die stark durch Chaos und permanente Überraschungen geprägt ist.
Hierfür kann das neuartige BANI-Modell als Wegweiser und Strukturgeber fungieren. BANI steht dabei für:
B - Brittle (brüchig)
A - Anxious (ängstlich, besorgt)
N - Non-linear (nicht-linear)
I - Incomprehensible (unbegreiflich)
Das BANI-Modell eignet sich dazu, Situationen verständlich zu machen, die nicht nur instabil, sondern in hohem Maße chaotisch sind, und in denen Ergebnisse nicht nur schwer vorhersagbar, sondern völlig unvorhersehbar und dadurch unverständlich und unbegreiflich sind.
Brittle
(brüchig)
Brüchige Systeme versagen urplötzlich und ohne große Vorankündigung. Trügerisch ist dabei, dass sie stark, stabil und belastbar aussehen - bis sie es nicht mehr sind und alles in sich zusammenfällt.
Brüchigkeit verhindert zudem Flexibilität und Elastizität. In der BANI Welt signalisieren brüchige Systeme sehr lange Zeit trügerische Sicherheiten.
Dazu gehören Signale wie:
- es ist gut,
- es ist stark,
- es ist in der Lage weiterzumachen,
auch wenn es kurz davor steht, komplett zusammenzubrechen. Die Brüchigkeit von Systemen resultiert oftmals aus zwei Faktoren, die bei näherer Betrachtung immer wieder zu finden sind:
- Dem Ziel, aus Menschen, Systemen oder Ressourcen den maximal möglichen Gewinn zu erzielen. Dabei wird permanent am Limit gearbeitet, was zu Überbelastungen und somit struktureller Sprödigkeit führt, die von Menschen in Führungsrollen innerhalb von Organisationen oftmals übersehen und somit auch nicht berücksichtigt wird.
Fehlt es dann beispielsweise an Programmen zur Mitarbeiterbindung, führt das dazu, das der interne Fachkräftemangel zu groß wird. Die Sprödigkeit der Organisation sorgt somit von innen heraus dafür, dass Wettbewerber nach und nach an der eigenen Organisation vorbeiziehen. - Es fehlt an der Bereitschaft oder dem Interesse, sich innerhalb der Systeme mit Faktoren zu befassen, die Brüchigkeit auslösen. Lücken, die unter Stress versagen, werden fahrlässig übersehen, willentlich ignoriert oder können schlicht durch Unfähigkeit nicht behoben werden.
Das führt oftmals dazu, das eine frühzeitigere Lösung weit in die Zukunft geschoben wird. Ein Paradebeispiel ist hierbei das Verhalten unserer Politiker, die mit dem kurzfristigen Blick auf Wahlergebnisse, strukturelle Reformen und die Arbeit an den immer stärker bröckelnden Systemen auf die Zeit verschieben, wenn Wiederwahl und Mandat gesichert scheinen.
Alle Systeme, die auf die Erzielung des maximal möglichen Outputs ausgerichtet sind, laufen Gefahr zusammenzubrechen, wenn keine Toleranzen mehr vorhanden sind, die im Falle eines Scheiterns greifen können.
Und da viele relevante Systeme unseres täglichen Lebens mittlerweile umfangreich miteinander vernetzt sind, ist es absolut denkbar und möglich, dass der Ausfall eines wichtigen Elements in der Folge kaskadierend zum Ausfall weiterer oder aller Komponenten führen kann. In derart eng vernetzten Systemen bedeutet der Ausfall eines Teils oftmals den Zusammenbruch des gesamten Systems.
Ein sehr prägnantes Beispiel hierfür ist die weltweite Finanzkrise des Jahres 2007.
Brüchigkeit nicht nur im eigenen System, sondern in den vernetzten Zusammenhängen zu berücksichtigen, ist daher heute ein absolutes Muss, um dauerhafte Relevanz sichern zu können.
Anxious
(ängstlich, besorgt)
Wenn Angst als beherrschende Emotion vorhanden ist, erscheint jede Entscheidung als bedrohlich und potentiell gefährlich. Ein System, das unsicher ist, löst demnach Angst oder zumindest eine gesunde Portion Besorgnis aus. Egal, was wir tun - es wird sicherlich das Falsche sein. Diese Angst lähmt uns und sorgt für Passivität - lieber keine, als die falsche Entscheidung treffen. Passiv lässt sich aber keine Zukunft gestalten und so ergibt sich aus Passivität oftmals Verzweiflung, weil wir durch ausgebliebene Entscheidungen auch einiges an Chancen verpassen, die immer auch die andere Seite der Veränderungsmedaille sind.
Verstärkt wird all das noch durch das unablässige mediale Dauerfeuer. Im aktuellen Haltungs- und Meinungsjournalismus geht es nicht mehr um einen ungefärbten Zugang zu Informationen, mit denen sich jeder ein eigenes Bild zu einer beliebigen Situation machen kann. Vielmehr läuft die Angstmaschine in den Verlagshäusern und Sendeanstalten rund um die Uhr auf Hochtouren und macht aus jeder Meinungsverschiedenheit einen handfesten Streit und kocht jede Situation, die nicht glasklar ist, zur nächsten Krise hoch.
So lassen sich die permanent verängstigten Menschen leichter regieren und der Konsum wird als Ersatzreligion gleichfalls hochgehalten. Wir lesen, hören und sehen immer mehr das Unmittelbare und kaum noch das Richtige. Schlechtes Wissen, bewusste Fehl- und Desinformationen, Lügen, Übertreibungen und Pseudowissenschaft haben die "schlichte" Information abgelöst, die zum Wissensaufbau und damit zur Meinungsbildung beigetragen hat.
Non-linear
(nicht-linear)
In nicht-linearen Systemen oder einer nicht-linearen Welt hängen Ursache und Wirkung scheinbar nicht zusammen, was ein hohes Maß an Fähigkeiten zum Umgang mit Überraschungen erfordert. Zwischen sichtbarer Ursache und sichtbarer Wirkung liegen hier oftmals sehr lange Zeiträume. Selbst kleine Entscheidungen können große Auswirkungen haben und auch das starke Drängen auf ein Ziel hin und enorme Anstrengungen zu seiner Erreichung sorgen nicht für einen schnell sichtbaren Fortschritt.
Um das zu verdeutlichen, dient die Klimakrise als ein nicht-lineares Beispiel: Zwischen der Ursache und der Wirkung liegt ein derart langer Zeitraum, dass der Zusammenhang zwischen beidem kaum noch zu erfassen und zu begreifen ist. Erst kommende Generationen würden einen positiven Effekt auf das Klima spüren, wenn wir ab sofort alle CO2-Emissionen stoppen würden.
Incomprehensible
(unbegreiflich)
Dass Phänomene, Entwicklungen und deren Zusammenhänge für die meisten somit unverständlich sind, ist eine Konsequenz der nicht-linearen Welt. Begreifbarkeit ist gleichzeitig einer der drei Faktoren, die zum Gefühl der Kohärenz beitragen.
Verstehbarkeit sorgt für Orientierung und Klarheit. Gerade in Zeiten, die von starken Veränderungen geprägt sind, lassen sich somit die Auswirkungen von Überraschungen abschwächen. Wenn wir uns beispielsweise auf eine Krise einstellen und vorbereiten können, sind ihre Auswirkungen auf uns weniger stark. Wenn Dinge also verständlich sind, können wir geistig bereits einen Schritt in Richtung der Lösung gehen, bevor eine tatsächliche Handlung daraus entsteht.
Was wir also nicht verstehen können, überfordert uns. Dann wir oft versucht, mit noch mehr Information für ein "Begreifen" zu sorgen. Unverständlichkeit entsteht aber vor allem aus der heutigen, allgegenwärtigen Informationsflut.
Wie pure. weiterhilft
In unseren Gesprächen zu BANI hören wir immer wieder die Frage, "wer denn in einer solchen Welt leben will?". Wie können wir lebenswert und erfolgreich den beschriebenen Herausforderungen trotzen und uns mit dem daraus entstehenden Stress gesund auseinandersetzen?
Eine wirksame Lösung besteht für uns darin, die oftmals unabhängig betrachteten Themen agility und resilience in Kombination zu betrachten und die Faktoren resilience, mindfulness, flexibility und transparency im Vorgehen zu berücksichtigen.
R - Resilience (Widerstandsfähigkeit)
M - Mindfulness (Achtsamkeit)
F - Flexibility (Anpassungsfähigkeit)
T - Transparency (Transparenz)
Resilienz
begegnet der Brüchigkeit
Resilienz umgeht die Brüchigkeit in Systemen und hält Belastungen besser stand. Zudem findet man durch Resilienz schneller in den ursprünglichen Zustand zurück, während ein poröses und brüchiges System einfach nur zerbricht. Wenn allerdings eine hohe organisationale oder persönliche Resilienz vorhanden ist, lassen sich Krisen gut überstehen und oftmals aus der Krisensituation heraus kraftvoll etwas Neues schaffen.
Diese Formen von Resilienz werden durch pure.resilience über die drei Phasen des Vorgehens sensify - qualify - transfy in der jeweiligen Organisation eingeführt und mit den Menschen gemeinsam kultiviert.
So sorgen wir für einen flexiblen Umgang mit auftretenden Stressoren und helfen durch nachvollziehbare Maßnahmen dabei, die brüchigen Stellen innerhalb des Systems aufzudecken und zu stabilisieren.
Achtsamkeit
begegnet der Angst
Unbekannte Herausforderungen schüren Ängste. Die gute Nachricht: diese Ängste lassen sich durch Achtsamkeit lindern. Grundsätzlich ist damit die Fähigkeit zur Regulation von Emotionen gemeint.
Das bedeutet, dass jeder Mensch in der Lage ist, Sorgen oder Ängste in unsicheren Situationen selbst zu regulieren und dass sich der Umgang damit lernen lässt.
Dadurch lässt sich die Lähmung stoppen, die aus Horror-Szenarien im Kopf entsteht, und dem Individuum die Selbstwirksamkeit sichern, mit der die richtigen Entscheidungen getroffen werden können.
Wie bereits beschrieben, sind gezielte Desinformationen, Übertreibungen oder gar Fake News die größten Angstmacher der heutigen Zeit. Wer es versteht und lernt, achtsam mit den einprasselnden Informationen umzugehen und sich eine eigene Meinung zu bilden, anstatt nur manipulativ-kuratierte Ansichten zu übernehmen, schafft Klarheit für sich und andere und wird weniger anfällig gegen die Angst.
Anpassungsfähigkeit
begegnet der Nicht-Linearität
Der Mensch ist hyperadaptiv und passt sich nach kurzer Umgewöhnung an eine Vielzahl von Situation und Lebenswirklichkeiten an. Auch hier unterstützt das "Wollen" ganz massiv das "Können".
Diese Fähigkeit zur Adaption an verschiedene Kontexte ist notwendig, um in einer nicht-linearen Welt agieren und wirksam sein zu können.
Dort, wo die Umwelt stark durch Überraschungen gekennzeichnet ist und Ergebnisse sich nicht mehr nur kalkulieren lassen, versuchen wir oftmals vergeblich Wirkungen aus Ursachen abzuleiten. Wenn wir aber flexibel mit Ergebnissen umgehen können, dann spielt es keine so große Rolle mehr, woraus etwas entstanden ist. Die bestmögliche Nutzung einer neuen Situation obliegt hier dem Menschen als entscheidender Ressource zum wirkungsvollen Umgang mit Überraschungen.
Transparenz
begegnet der Unverständlichkeit
Mit hoher Transparenz schaffen wir ein adäquates Mittel gegen unverständliche Sachverhalte. Wenn wir wenig von einer Sache verstehen und dann zusätzlich noch wenig Sinnhaftigkeit damit verbinden, wirkt sich das negativ auf die physische Gesundheit, unsere Zufriedenheit und die Handlungsbereitschaft aus.
Das ist umso prägnanter, wenn Strukturen vorherrschen, in denen Wissen noch immer ein Statusinstrument ist.
Für den Umgang mit der Unverständlichkeit der BANI Welt könnten mit dieser Sichtweise folgende Filter hilfreich sein:
- Relevanz: Was ist mir, für mich wichtig und hat hohe Priorität?
- Ziele: Welche Informationen brauche ich, um meine Ziele zu erreichen?
- Bedürfnisbefriedigung: Welche Informationen sind wichtig, um meine Grundbedürfnisse zu erfüllen?
- Sinn: Was brauche ich, damit eine Situation für mich Sinnstiftend ist?
Wenn Dir also etwas unbegreiflich erscheint, betrachte die Situation einmal mit einem anderen Filter und stelle die Fragen warum, was, wie und wozu. So förderst Du aktiv die Verstehbarkeit in einer Welt, die immer schwerer zu verstehen ist.